
Josef Brustmann
SCHÖNER LAND IN SICHT
Immer wenn ich meine Yucca-Palme gieße, denke ich: „Land in Sicht". Nur noch ein paar Züge, Josef, und du hast es geschafft. Erschöpft, aber überglücklich krieche ich aus dem Wasser, strauchle, halte mich an der Palme fest; wo bin ich, welcher Breitengrad, welche Insel, gibt es Internet-Anschluss? Eine Kokosnuss fällt mir auf den Kopf; es ist eine Flugananas.
Wie kommt meine Katze hierher, frage ich mich und bemerke in meiner Linken meine kleine, rote, verrostete Gießkanne. Die Yucca-Palme schwimmt im Wasser. Ich bin am verdursten und nehme mir eine Bionade aus dem Kühlschrank. Auf Bayern 1 läuft "La Paloma". Obwohl die Katze in die Yucca-Palme scheißt, bleibe ich ruhig und überdenke mein Leben. Und in welcher Welt leben wir eigentlich? Ist da irgendwo "Schöner Land in Sicht"?
In seinem zweiten Soloprogramm (das erste wurde gleich mit dem begehrten Paulaner-Solo-Kabarett-Preis ausgezeichnet) rettet sich Josef Brustmann auf eine winzige Insel - nur er, eine Palme und seine Instrumente: Banjo, Tretorgel, Hawaii-Gitarre, Zither, Alphorn, Tuba (damit er beim Singen nicht so alleine ist).
Er hält Ausschau in alle Richtungen: was man alles so sieht aus der Ferne! Der Abstand ist angenehm, der Horizont weitet sich. Sogar der Anblick unserer Politiker wird erträglich, vielleicht weil man nichts riecht. Hoffentlich rettet ihn keiner so schnell